Abtreibung

Abtreibung ist ein gesellschaftlich und natürlich auch individuell stark emotional besetztes Thema. Barack Obama sagte in einem Interview während der Präsidentschaftswahlen über Abtreibung, dass jede Frau das Recht haben soll, für sich und ihr Leben zu entscheiden, ob sie das Baby bekommen möchte oder nicht.
Dies war als Präsidentschaftsanwärter zu diesem Zeitpunkt in Amerika sehr mutig. Als ich dies hörte, dachte ich, wie es wohl wäre, wenn er sagen würde, dass er sich dafür einsetzt die gesellschaftlichen Bedingungen so zu verändern, dass jede Frau egal in welcher Situation sie sich befindet, von ihrem sozialen Umfeld und dem Staat so unterstützt wird, dass sie ein Baby bekommen kann, ohne in Not zu geraten. Ich möchte an dieser Stelle betroffenen Frauen Hinweise geben, wie sie dieses einschneidende Erlebnis bewältigen können.

Bei einer Abtreibung verläuft der Verarbeitungsprozess komplexer als bei einer Fehlgeburt. Die Frau trägt zum einem die Entscheidung, die sie gegen das Baby gefällt hat, gleichzeitig empfindet sie die Trauer über den Verlust des Kindes. Oft gestattet sie sich diese Trauer nicht, da sie diese Situation selbst herbeigeführt hat. Für eine gesunde Verarbeitung und Integration bedarf es mehrerer Schritte.

Ein erster Schritt ist, die Verantwortung für die Abtreibung zu übernehmen, um nicht in dem Schuldgefühl zu verharren. Indem sie beginnt, ihre Verantwortung für diese Entscheiung zu übernehmen, können Trauer und Wut zugelassen werden. Die Ohnmacht, die mit Schuldgefühlen einhergeht, wandelt sich und die Frau findet mit dem Verantwortungsgefühl zurück in ihre Handlungsfähigkeit. Eine kompetente, anteilnehmende und wertfreie Unterstützung und Begleitung ist in dieser Lebenssituation hilfreich.

Auch hier ist es wesentlich anzuerkennen, was ist. Dies ist die Vorrausetzung, Lösungen zu finden und es ist heilsamer als der Versuch, das Erlebte zu verdrängen. Letzteres führt dazu, dass es im Unterbewußtsein unbemerkt weiter wirkt und zu Folgeerscheinungen bis hin zu Krankheit führt, die nur mit professioneller Hilfe als solche erkannt werden können.
Jemand sagte, dass wir im Leben nicht verhindern können, uns schuldig zu machen. Bei einer Abtreibung wird dies besonders deutlich. Indem die Frau sich für ihr Leben entscheidet, entscheidet sie sich gegen das Leben eines anderen. Das ist schwer.

Der zweite Schritt ist, sich in Liebe und bewusst von dem Kind zu verabschieden und ihm nach dem gestatteten Trauerprozess einen Platz im Herzen zu geben, als Teil des Lebens. Dies ist, wie schon gesagt, in der Regel erst möglich, wenn die damit verbundene Trauer und Wut gelebt wurde und auch diese Gefühle einen Platz bekommen haben.

Der dritte Schritt ist dann die Klärung der Beziehung mit dem Vater des Kindes.
Auch hier sind die Lebenssituationen sehr verschieden. War er für oder gegen das Kind, wusste er von der Schwangerschaft usw.. Wenn es eine Mitverantwortung des Mannes gibt, dann ist es wichtig, dass auch er seine Verantwortung übernimmt, bzw. die Frau dem Kindesvater seinen Teil der Verantwortung überlässt. Häufig ist die Beziehung nach einem Abbruch zu Ende. (Ein Kind ist ein  Geschenk für die Partnerschaft. Wenn es abgelehnt wird, bedeutet dies bewusst oder unbewusst auch ein Nein für die Beziehung). Das Paar hat jedoch die Möglichkeit, sich neu für einander zu entscheiden. Dies kann erfolgreich vollzogen werden, wenn die vorangegangenen Schritte bewußt vollzogen sind, sich also beide ihrer Verantwortung als auch der Trauer gestellt haben.

Entscheidet man/frau sich erst mal dazu, die Folgen einer Abtreibung zu verdrängen, vielleicht, weil die Gefühle zu überwältigend sind, können Sühneverhalten und andere Reaktionen daraus entstehen. Dies kann sich in gesundheitlichen Problemen äußern oder darin, dass man sich unbewusst nicht mehr die Erlaubnis für eine glückliche Partnerschaft gibt usw.. Ein Verarbeitungsprozess kann auch zu einem späteren Zeitpunkt vollzogen werden, wenn mehr Kraft und Raum vorhanden sind. Ich möchte keine Angst schüren, sondern vielmehr berichten über Beobachtungen und Erfahrungswerte aus meiner Praxistätigkeit. Am Ende des Verarbeitungsprozesses entsteht Frieden mit sich, dem Vater des Kindes und der Seele des Kindes. Solange die Gefühle blockiert sind, bleibt die Seele des Kindes an die Eltern gebunden. Sie kann erst wieder in Frieden ins Licht gehen, wenn die Eltern die Emotionen befreit und integriert haben.

Zum Schluß möchte ich auf einen Aspekt hinweisen, der sich in meiner Praxis immer wieder bestätigt hat. Schaue ich mir mit der Frau ihr Familiensystem an, dann zeigt sich, dass es in den Generationen vorher, bei der Mutter oder/und den Großmüttern bereits Abtreibungen gegeben hat. Aus der systembezogenen Sichtweise ist die Wiederholung der „verstrickte“ Versuch, die Ahninnen mit ihrem Schicksal zu würdigen. Löst man diese Verstrickungen, kann das eigene Schicksal besser und kraftvoller angenommen werden.

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