Schmerz und Angst
Schmerz und Angst gehören zu den Grundgefühlen des Menschen wie Freude, Liebe und Wut.
Schmerz wird wie Angst oder auch Wut in der Regel als unangenehm empfunden und als „negatives“ Gefühl bezeichnet.
Der Umgang mit Schmerz hat sich nach dem 2. Weltkrieg sehr verändert, so dass eine fast durchgängige Ablehnung und Vermeidung ihm gegenüber besteht. Dies hat viel mit den überwältigenden Erfahrungen unserer Eltern- und Großelterngeneration zu tun. Sie haben in den Weltkriegen so viel Leid erlebt, dass sie dies alleine und ohne Hilfe nicht bewältigen konnten. Sie wählten in der Regel die Strategie des Verdrängens und Vergessens, um ihr Leben meistern zu können.
Auffallend stark steigerte sich zeitgleich der Gebrauch an Schmerzmitteln und Anti-Depressiva.
Zu diesen familiär- und kulturell vererbten Erfahrungen können große emotionale Belastungen aus dem persönlichen Leben hinzukommen.
Es ist in der Natur der Gefühle so angelegt, dass wir entweder alle Gefühle wahrnehmen können oder, wenn wir uns entscheiden, die „unangenehmen“ Gefühle nicht mehr spüren zu wollen, wir damit auch die Erlebnisfähigkeit von Freude und Liebe einschränken.
Dem Schmerz wohnt eine starke transformatorische Kraft inne, die den Menschen mit seiner Stärke verbinden kann. Gerade wenn der Schmerz so etwas Positives wie die Ankunft eines Kindes voranbringt.
„Die Kraft der Wehe kehrt zurück, nachdem die Frau sich ihr hingegeben hat, und steht ihr für die Nächste zu Verfügung“. (F. Leboyer, „Fest der Geburt“,1982, Kösel)
Die geburtsvorbereitenden Möglichkeiten, die Sie im Kapitel „Geburtsvorbereitung“ finden, unterstützen die Reduktion des Schmerzes und fördern eine positive, freudvolle Geburtserfahrung.
Wenn die Angst vor dem Schmerz trotz aktiver und bewusster Vorbereitung überstark bleibt, ist dies ein Hinweis, dass sich zu viele, nicht verarbeitete schmerzhafte Erfahrungen angesammelt haben.
Dies muss nicht so bleiben. Es gibt hilfreiche Möglichkeiten, diese Belastungen aufzulösen (siehe Traumata).
Ein zu starkes Gefühl von Angst hat vergleichbare Hintergründe, wie ich sie für den Schmerz beschrieben habe.
Speziell für das Thema Ängste berichte ich in dem Kapitel „Die eigene Geburtserfahrung“ über den Zusammenhang zwischen der Geburt eines Kindes und der eigenen Geburt.