Systemische Belastungen – Paardynamiken

Bei einem unerfüllten Kinderwunsch kann es neben physischen Ursachen auch psychologische Gründe geben.

Entspannung – „Luftveränderung“

Wir alle kennen Erzählungen, wo durch Luftveränderung und Urlaub Paare schwanger zurückkehren. Dies heißt Entspannung und „Abschalten“ können eine positive Lösung sein. Es ist auf jeden Fall ein Versuch wert.

Wie in der Einleitung erwähnt, können traumatische Belastungen aus der Kindheit Einfluss auf die Fruchtbarkeit nehmen. (siehe: Psychologische Gründen bei starkem Kinderwunsch)
Mögliches unbewusstes Reaktionsmuster aufgrund diese Prägungen  könnte bei einer Frau oder einem Mann, die schwere Misshandlungen in der Kindheit erlebt haben,  eine unbewusste Schutzreaktion sein. Denn durch ein Kind  wäre es möglich, dass eigene, bislang gut geschützte Erfahrungen erinnert werden. Und/oder  es liegt eine unbewußte Absicht zugrunde, ein Kind vor möglichen Miißhandlungen schützen zu wollen, (indem es nicht geboren wird). Traumatisierungen können dazu führen, dass die Elternrolle mit der dazugehörenden Verantwortung nicht angenommen werden.                                     

Negative Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht und die daraus resultierende Ablehnung dessen können ebenfalls verhindernd auf einen Kinderwunsch wirken.
Es gibt viele weitere, psychischen Gründe, die einer Schwangerschaft entgegenwirken. Es ist befreiend und bereichernd, seelische Hintergründe zu erforschen und ggf. zu lösen, um emotional offen für eine Empfängnis und Schwangerschaft –  einem Kind – zu sein.                                                            

Paardynamik

Die Paardynamik zwischen Mann und Frau kann ebenfalls einen Einfluss auf die Fortpflanzung haben. So kommt es immer wieder vor, dass ein Paar, das unfruchtbar ist, sich trennt und einer oder beide in einer neuen Partnerschaft schwanger werden.

In eine Partnerschaft wirken neben den individuellen Prägungen, transgenerationale, soziale und wirtschaftliche Einflüsse hinein.  Jede/r bringt seine eigenen Erfahrungen aus seiner Familie über das Rollenverständnis von Mann und Frau, Mutter und Vater und entsprechende Beziehungsmuster mit. Aus diesen Erfahrungen entwickeln sich die persönlichen Vorstellungen über die Mutter- bzw. Vaterrolle und die Erziehung. Dieses Selbstverständnis entscheidet darüber,: ob bewusst oder unbewusst das Muster der Eltern wiederholt wird oder versucht wird, das entgegengesetzte Verhalten einzunehmen.

Systembezogene Belastungen

Ein weiterer Aspekt kann eine nicht bewusste Loyalität mit einem oder beiden Elternteilen und deren Beziehung sein. Ist der Partner*in verstrickt und gebunden, fehlt eine freie Kapazität und die Kraft eine eigene Familie zu gründen.. Solche Blockaden werden in Paar – und Systembezogenen Beratungen aufgedeckt und gelöst. 

Weitere Paardynamiken, die Einfluß auf die Familiengründung nehmen können, sind ,wenn ein Partner noch an eine frühere Partnerschaft emotional gebunden ist, und/oder  die Partnerschaft nicht ebenbürtig ist, d.h. ein Partner übernimmt die Kindrolle und der andere die Elternrolle übernommen hat.

Da es schwierig ist, aufgrund der persönlichen Betroffenheit alles Wesentliche zu erkennen, empfiehlt sich eine professionelle Unterstützung, die möglichst alle beschriebenen Aspekte erfaßt.       Ein unerfüllter Kinderwunsch belastet die meisten Paare sehr. Es ist empfehlenswert, sich in dieser Phase begleiten zu lassen, um mögliche unbewusste Vereinbarungen und Erwartungen aufzuspüren und neu zu gestalten.

Aus dem systembezogenen Ansatz des Familienstellens ist bekannt, dass Menschen nicht nur ihr persönliches Schicksal tragen, sondern auch ungelöste, schwere Schicksale der Familie stellvertretend übernehmen können. So fallen häufig Wiederholungen von Schicksalen in Familien auf z.B. Kinderlosigkeit. Dies geschieht in der Regel aus unbewusster Loyalität zu den Vorfahren, um deren Leid zu würdigen. Das Schicksal des Betreffenden wird auf diese Art gewürdigt, jedoch zu dem Preis, dass das eigene Leben und Glück nicht gelebt und genommen wird.

Die Erfahrung von Familienstellern weist z.B. darauf hin, dass verstorbene oder vergessene Geschwister, auch die der Eltern und Großeltern eine starke Auswirkung auf einen unerfüllten Kinderwunsch haben können.
Abtreibungen oder schicksalhafte Fehlgeburten in der eigenen Geschwisterreihe oder bei den Eltern bzw. Großeltern können hier einen bedeutsamen Einfluss haben. Es ist lohnt sich auf dem Hintergrund diese Möglichkeiten zu prüfen und ggf. zu lösen.

Psychosomatische Aspekte an dieser Stelle zu berücksichtigen, kann sehr erfolgreich und zielführend sein.

Mögliche Lösungen

Ist nun erwiesen, dass das Paar keine Kinder bekommen kann, ist es für den weiteren Verlauf einer glücklichen Partnerschaft hilfreich, wenn sich beide Partner füreinander entscheiden und auf ein Kind verzichten. Auf jeden Fall ist eine bewußte Entscheidung heilsam, auch wenn sich die Partner bzw. einer der beiden Partner für eine Trennung entschließt um dem eigenen Kinderwunsch zu folgen.
Verzichtet ein Partner aus Liebe für den anderen auf eigene Kinder, ist es ratsam, dass dieser Verzicht gesondert gewürdigt wird. Ein symbolischer Ausgleich kann z.B. das Erfüllen eines besonderen Wunsches für denn verzichtenden Partner sein. Folgt ein Partner seinem Kinderwunsch, kann die Trennung in gegenseitigem Respekt und in Dankbarkeit vollzogen werden. In jedem Fall ist es meist ein schmerzlicher und trauriger Prozess für das Paar, aus dem jedoch für beide etwas positives Neues entstehen kann.
Versucht der eine den anderen zum Bleiben zu bewegen, und der andere gibt gegen seinen eigenetlichen Wunsch nach, geht es oft nicht ohne Vorwurf (still oder offen) weiter und das Glück des Paares ist gefährdet.