Atem
„Der Atem ist wie ein stiller Freund“!
Er ist immer da und wenn man ihn braucht, hilft er einem immer!
Zum Glück funktioniert unser Atem automatisch. Wenn wir ihn uns bewusst machen, verstärkt er seine gesundheitlichen Funktionen und unterstützt unter anderem Entspannung.
Wie in dem Abschnitt Geschichte der Geburtsvorbereitung bereits erwähnt, gibt es im Hinblick auf die Geburt mehrere Atemtechniken, die zum Teil, wenn man sie vergleicht, richtig konträr zueinander sind.
Atemerforschung:
Von daher empfehle ich, sich als Erstes seines natürlichen Atemrhythmus bewusst zu werden und ihn zu beobachten. Denn dieser Atemrhythmus begleitet Sie schon ein Leben lang und steht Ihnen sicherer zu Verfügung als jede neu erlernte Technik.
Wenn Sie ihren Atem wahrnehmen, vertieft er sich auf natürliche Weise, ohne dass Sie etwas „aktiv“ unternehmen.
Je unbewusster und gestresster wir sind, umso flacher atmen wir. Der Atem reguliert sich in einer gesunden Art und Weise beim Bewusstwerden.
Der Atem hat vier Zyklen: das Einatmen – eine kleine Pause zwischen Ein- und Ausatmen – das Ausatmen und eine kleine Pause zwischen Aus- und Einatmen.
Dann können Sie noch beobachten, welche Körperbereiche sich während Ein- und Ausatmen bewegen: der Brustkorb oder die Bauchdecke oder beides.
So lernen Sie ihren Atem besser kennen und wahrscheinlich können Sie sehr schnell spüren, welche Wirkung dies auf ihren gesamten Organismus hat.
Richten Sie dann die Aufmerksamkeit darauf, wie lang bzw. kurz ihr Einatem und Ausatmen ist, ob einer von den beiden länger oder kürzer ist als der andere oder ob sie beide gleich lang sind. Und sie können mit der Länge der Pause – ein Moment der Stille – experimentieren, so wie es angenehm ist.
Atem und Geburt
Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit seinem Atem zu beschäftigen, beim Sport, bei körperlicher Anstrengung, beim Singen und Sprechen usw.
Schon in der Schwangerschaft, vor allem im letzten Drittel, wenn es schon mal beschwerlich ist, kann man den Atem zu Hilfe nehmen.
Da der bewusste Kontakt zum Baby während der Geburt einen wesentlichen Einfluss von einem bewussten Atem unterstützt wird, lehne ich mich an die Empfehlung von Dr. Dick-Read und F. Leboyer an.
Bei der Lamaze-Atemtechnik dagegen soll die Kontraktion „überatmet“ werden, d. h. die Frau meidet den Kontakt zu ihrem Bauch und somit auch zu ihrem Baby, wodurch es schwierig wird, die Geburt als einen gemeinsamen Prozess von Mutter und Kind zu erleben.
Anleitung für den Atem bei der Geburt:
Ausgehend vom eigenen Atemrhythmus, empfehle ich, diesen leicht zu vertiefen und den Fokus auf die Ausatmung zu legen. Denn das Ausatmen ist gleichzeitig auch eine Entspannungsphase für die Muskeln. Wichtig ist hierbei vollständig auszuatmen, denn nur wenn die Lungen leer sind, kann der frische Sauerstoff beim Einatmen gut aufgenommen werden. Wenn nicht vollständig ausgeatmet worden ist, bleibt kohlendioxydangereicherter Sauerstoff in den Lungen und vermischt sich mit frischen Sauerstoff beim Einatmen. Es kann insgesamt weniger Sauerstoff verwertet werden. Im übertragenden Sinn hat es den gleichen Effekt auf An- und Entspannung.
Sie können ausprobieren durch die Nase einzuatmen. Der Einatmen durch die Nase ist gleichmäßiger und langsamer, und durch den leicht geöffneten und entspannten Mund auszuatmen. Dies ist der direkte Weg. Mund und Unterkiefer entspannt sind, korrespondieren mit dem Muttermund. Wenn die Lippen weich und der Unterkiefer entspannt ist, hat es eine entsprechende Wirkung auf den Muttermunds und die Muskeln des Beckens.
Für die letzte Phase der Geburt, die so genannte „Austreibungsphase“ (vielleicht finden wir noch ein schöneres Wort für diesen Prozess), in der das Baby sich durch das Becken dreht und schiebt, atmet die Hebamme mit der Frau in einem bestimmten Rhythmus, den Wehen angepasst.
Das berühmte „Hecheln“ wird angewandt, wenn die Frau schon Pressdrang hat, jedoch noch nicht mitdrücken soll, da der Muttermund noch nicht völlig eröffnet ist oder es in der Austreibungsphase eine Pause geben soll, damit das Gewebe im Becken mehr Zeit hat, sich zu dehnen.
F. Leboyer empfiehlt die Wehe mit einem Ausatmen zu beginnen, um der Anspannung (Kontraktion) mit Entspannung zu begegnen.